Das tjg.

Das tjg.

Seit mehr als siebzig Jahren ist das tjg. theater junge generation ein wichtiger Akteur in der Dresdner Kulturlandschaft und ermöglicht Kindern und Jugendlichen aus Stadt und Region erste dauerhafte und nachhaltige Begegnungen mit Theater — gemeinsam mit der Familie oder als Schulklasse beziehungsweise Kitagruppe.

Mit rund 80.000 Besucher*innen und über 500 Veranstaltungen pro Saison zählt das tjg. zu den größten Kinder- und Jugendtheatern Europas. Hauptspielort des tjg. ist das Kraftwerk Mitte, ein ehemaliges Kraftwerk, das in ein Kulturzentrum umgewandelt und 2016 eröffnet wurde. Die drei Sparten der künstlerischen Arbeit des tjg. — Schauspiel, Puppentheater und Theaterakademie – teilen sich im Kraftwerk Mitte drei komplett ausgestattete Bühnen. Darüber hinaus bietet das tjg. im Sommer Open-Air-Aufführungen an verschiedenen Veranstaltungsorten in der ganzen Stadt.

Das Puppentheater der Stadt Dresden wurde 1997 als Sparte Teil des tjg. und feiert 2022 seinen 70. Geburtstag. Die 2008 gegründete Theaterakademie ist ein offener Raum für theaterbegeisterte und experimentierfreudige Kinder und Jugendliche, ein Forschungslabor für Theaterpädagog*innen sowie ein Fortbildungsort für Pädagog*innen.

Die Buchstaben t, j und g vor dem Theatergebäude

Das Publikum in seiner Lebenswelt und seiner Wahrnehmung ernst zu nehmen und auf diesem Weg eine Auseinandersetzung damit zu ermöglichen, ist die Grundlage jedes künstlerischen Prozesses am tjg. Aktuelle Diskurse, Stoffe und zeitgenössische Ästhetik geben dabei wichtige Impulse. Themen wie Partizipation, Diversität, Nachhaltigkeit und Leben in einer digitalen Kultur spielen in allen Bereichen und Formaten des Programms des tjg. eine große Rolle, mit besonderem Fokus auf aktuelle Entwicklungen in modernen Stadtgesellschaften.

Das tjg. versucht stets, Stimme der jüngeren Generation zu sein, setzt sich dafür ein, das Selbstbewusstsein von Kindern und Jugendlichen zu stärken und unterstützt deren Engagement.
Dazu kooperiert das tjg. mit einer Reihe von Partnerinstitutionen aus der Kulturszene sowie mit Künstler*innen und Akteur*innen, die nicht direkt mit dem Kinder- und Jugendtheater verbunden sind.

Von 2019 bis 2023 ist das tjg. am Programm „360° — Fonds für neue Stadtkulturen“ der Kulturstiftung des Bundes beteiligt.

Felicitas Loewe ist seit 2008 Intendantin des tjg. #tjgdresden

Seit seiner Gründung im Jahr 1949 zeichnet sich das tjg. durch Expertentum, Vielfalt und Anspruch aus:

Expertentum

Das tjg. zeigt Inszenierungen für Kinder und Jugendliche von 2 bis 16 Jahren. Alle Produktionen sind genau abgestimmt auf die Bedürfnisse, das Wahrnehmungsvermögen und die Interessen der jeweiligen Kernzielgruppe. In jeder Altersklasse soll das Publikum gefordert, aber nicht überfordert werden. Um dies sicherzustellen, begleiten die Pädagog*innen der Theaterakademie jeden Inszenierungsprozess mit Probenbesuchen und Premierenklassen.

Vielfalt

Der Spielplan des tjg. bietet eine große Bandbreite von Ästhetiken und künstlerischen Handschriften. Die theatralen Formen reichen vom „klassischen“ Sprech- bis hin zum performativen Tanztheater. Stückentwicklungen stehen neben Aufführungen zeitgenössischer Dramatik und Adaptionen altbekannter Stoffe. Besondere ästhetische Möglichkeiten eröffnen sich durch die Sparte Puppentheater, die mit sieben festangestellten Spieler*innen eines der größten Puppentheaterensembles in Deutschland beschäftigt.

Anspruch

Die Inszenierungen des tjg. sollen ihrem Publikum Lust darauf machen, sich mit der Komplexität der Welt auseinanderzusetzen und es motivieren, diese nicht nur auszuhalten, sondern sie anzunehmen und mitzugestalten. Deshalb greift der Spielplan immer wieder wichtige gesellschaftliche Diskurse auf und befragt vorhandene Stoffe nach ihrer Relevanz für die Gegenwart. Für ausnahmslos alle Inszenierungen gilt zudem ein hoher künstlerischer Anspruch: Am tjg. arbeiten für alle Altersgruppen Profis, die das Theater für Kinder und Jugendliche als eine wertvolle und anderen Theatergenres gleichwertige Ausdrucksform betrachten.

Das tjg. versteht sich als Ort, an dem Kinder und Jugendliche wirklich gemeint sind, der ihnen besondere Erfahrungen ermöglicht, ihren Interessen und Bedürfnissen entgegenkommt und sie als Publikum ernst nimmt. Über das Zuschauen hinaus sollen am tjg. auch immer wieder Möglichkeiten für das Empowerment von Kindern und Jugendlichen geschaffen werden – als Diskutierende, Agierende, Gestaltende.

Das tjg. versteht sich als Familientheater und MehrgenerationenhausEs will ein Ort sein, an dem Kinder und Erwachsene gemeinsam Kunst erleben und hochwertige Freizeitangebote wahrnehmen – vom Bastelangebot bis zum gemeinsamen Theaterbesuch in der Weihnachtszeit.

Das tjg. versteht sich als ein Zentrum kultureller Bildung und außerschulischer Lernort. Als solcher will es Ansprechpartner für Erzieher*innen, Lehrer*innen und andere Pädagog*innen sein – von der Bereitstellung theaterpädagogischer Materialien bis hin zum Weiterbildungsangebot. Eine zentrale Rolle kommt hierbei der Theaterakademie als Kompetenzzentrum und Forschungsstätte für kulturelle Bildung und Kulturvermittlung zu.

Das tjg. versteht sich als Institution der Stadt, in der Stadt und für die Stadt. Als wichtiger Akteur der Dresdner Kulturszene verbindet es zwei Bereiche, die für die Identität Dresdens besonders wichtig sind: Kunst und Bildung.

Das tjg. versteht sich als wichtiger Ort innerhalb der deutschen Theaterlandschaft, insbesondere in den Teilbereichen Kinder- und Jugendtheater und Puppentheater. Vom tjg. sollen weiterhin Impulse ausgehen und die lokale, nationale und internationale Vernetzung soll weiter ausgebaut werden.

Geschichte

40er Jahre

Gründung


Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde 1945 bereits im Herbst wieder Theater in Dresden angeboten. Von der Besatzungsregierung gewünscht, sollte ein Kindertheater nach sowjetischem Vorbild gegründet werden. Das "Theater für Kinder" fand zunächst Unterkunft auf der Königsbrücker Straße, am 15. Oktober 1949 begannen die Proben für "Tobias Ahoi" von Marie-Luise Kendzia (Regie: Rudolf Schröder), am 11. November 1949 fand die Premiere statt. Dresdner Kinder waren zur Eröffnung aufgefordert einen Namen für "ihr" Theater zu finden, der Vorschlag "Theater der Jungen Generation" wurde angenommen.

50er Jahre

Anfänge

Bereits 1950 zog das Ensemble nach Cotta in den ehemaligen Ballsaal Constantia, der schnell zu einem Theater umfunktioniert wurde. Erste Leiterin des Theaters war Jutta Klingberg. Von dem 20-köpfigen Ensemble wurden hauptsächlich Märchenbearbeitungen und zeitgenössische Stücke gespielt. Im März 1955 übernahm Rolf Büttner die Intendanz. Unter seiner Leitung wurde das Repertoire differenzierter für unterschiedliche Altersstufen ausgebaut. Im Oktober 1956 war das tjg. eines der Theater der deutschsprachigen Ring-Uraufführung von "Das Tagebuch der Anne Frank" (Regie: Helfried Schöbel). 1957 gab es das erste Gastspiel mit Kästners "Emil und die Detektive" (Regie: Gerd Staiger) in Prag, zahlreiche weitere nationale und internationale Gastspiele des tjg. in alle Welt folgten.

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60er Jahre

Neue Formen

Nach dem Mauerbau 1961 erfolgte eine Konzentration auf Stoffe aus den Ländern der Sowjetunion. Gastregisseure aus Rumänien, Kuba und der Tschechoslowakei arbeiteten regelmäßig am tjg.. Im Mai 1967 wurde das Theater auf der Treppe mit der Premiere "Zwischen Nacht und Morgen" von Renato Lelli (Regie: Constantin Sinca) eröffnet. Ziel war es, neben dem Großen Saal eine kleine und direktere Form von Theater anzubieten.

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70er Jahre

Umbrüche

Eine der prägendsten Inszenierungen des tjg. hatte 1971 Premiere: Regisseur Horst Hawemann und Dramaturg Peter Ensikat übersetzen "Das Rübchen" von Pawel Majarewski neu, Regie führte Ursula Geyer-Hopfe. Im April 1976 kam es zu einem Brand in der Unterbühne, bei dem die Bühne und technische Anlagen zerstört wurden. Die schlechte finanzielle Lage der DDR machte einen Wiederaufbau fast unmöglich, das Theater spielte unterdessen in Ausweichquartieren. Intendantin Gunhild Lattmann (seit 1976) kämpfte um den Erhalt des Theaters, erst im Dezember 1979 konnte es mit "Armer Ritter" von Peter Hacks (Regie: Axel Richter) wiedereröffnet werden. Nur der erste Abschnitt des Bauvorhabens wurde realisiert, so blieb das Haus weiterhin Provisorium.

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80er Jahre

Verstetigung

Unter der Intendanz Lattmann kam es zu wichtigen Uraufführungen, wie z. B. "Maria die Siebenschläferin" von Manuel Schöbel (1982, Regie: Helfried Schöbel) und "Argonauten vor Iolkos" von Heinz Drewniok (1988, Regie: Michael Funke), aber auch die DDR-Erstaufführung des GRIPS-Klassikers "Max und Milli" von Volker Ludwig (1987, Regie: Klaus-Peter Fischer / Manuel Schöbel) wurde gezeigt. Erstmals gab es eine feste Theaterpädagogin am Haus.

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90er Jahre

Vereinigungen

Anfang der 90er Jahre sorgte Oberspielleiter Arne Retzlaff mit "Der Drache" von Jewgenij Schwarz für einen großen Erfolg, aber auch Bernsteins "West Side Story" (1993, Regie:  János Mrsán) und Lindgrens "Ronja Räubertochter" (1994, Regie: Arne Retzlaff) wurden zu Kultinszenierungen. Nach ihrer 20jährigen Intendanz legte Gunhild Lattmann ihr Amt 1995 nieder, Nachfolger wurde Dietrich Kunze. Im Jahr 1997 fusionierten das Staatliche Puppentheater und das tjg.. Die neue Sparte erhielt im Rundkino an der Prager Straße eine eigene Spielstätte.

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2000er

Erweiterung

Unter Dietrich Kunze, seinem Oberspielleiter Volker Metzler und Chefdramaturgin Felicitas Loewe wurde das Angebot auf Altersgruppen ab vier Jahren ausgedehnt. Ebenso wurden im Puppentheater unter den Künstlerischen Direktionen von Heiki Ikkola und Markus Joss mit "Die Zauberflöte" (2005) und "Meister Pedros Puppenspiel" (2007) als Koproduktion mit der Dresdner Philharmonie wichtige Impulse gesetzt. Mit der Inszenierung von "Funkeldunkel Lichtgedicht" (2008, Regie: Ania Michaelis) gab es erstmals eine Arbeit für Kinder ab zwei Jahren. Seit 2008 steht Felicitas Loewe dem Haus als Intendantin vor. Die theaterpädagogische Abteilung wurde als eigenständige Sparte etabliert, in der Theaterakademie entstehen unter professionellen Bedingungen Theaterprojekte mit Kindern und Jugendlichen.

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2010er

Internationalität

Mit den Oberspielleitern Philippe Besson (2008-2011, wichtige Arbeit: "Rico, Oskar und die Tieferschatten", UA, 2009) und Ania Michaelis (2011-2015, wichtige Arbeit: "Cherryman jagt Mr. White", UA, 2013) und Hausregisseur Nils Zapfe (seit 2016) hat Felicitas Loewe den Spielplan ästhetisch, aber auch in den Produktionsweisen international geöffnet. So gab es seit ihrem Amtsantritt Koproduktionen mit norwegischen, russischen und vietnamesischen Theatern. Nach 66 Jahren im provisorischen Theaterbau an der städtischen Peripherie in Dresden Cotta schloss das Theater am 30. April 2016 seine dortigen Spielstätten, um in einen neuen Theaterbau auf dem Geländes des Kraftwerk Mitte zu ziehen. Das neue tjg. wurde im Dezember 2016 eröffnet.

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2020er 

Digitalität und Diversität 

Programmatisch stehen am tjg. die ersten Spielzeiten des laufenden Jahrzehnts nicht zuletzt unter dem Eindruck gesellschaftlichen Wandels und der Bewältigung der Covid-19-Pandemie. Die Anwendung digitaler Arbeitsweisen sowie die Erprobung digitaler, interaktiver sowie hybrider Inszenierungs- und Begegnungsformate werden beschleunigt und feste Bestandteile eines an Vielfalt weiter gewinnenden Angebots. Antworten auf die Herausforderungen und Umbrüche sucht das Haus aktiv unter anderem auch in den Bereichen Nachhaltigkeit und Diversität. Letzteres bedeutet für das tjg. vor allem, verschiedenen (kulturell-)diversen Stadt-Communities neue Zugänge zu Theatererlebnissen zu ermöglichen, gemeinsam mit allen Sparten des Hauses ein alle einladendes Programm zu gestalten und mit vielfältigen Akteur*innen und Partner*innen zu kooperieren. 

Der Mond schien Blau